Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse des Gymnasiums Burgstädt
(Workshop am 21. November 2023)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.
Liebes Tagebuch,
gerade recherchierte ich etwas im Internet für die Schule, als ich bemerkte, dass einer meiner Mitschüler ein Bild gepostet hatte. Ich schaute mir das Bild genauer an und war erschrocken, wusste den Inhalt aber nicht so recht einzuordnen. Deshalb fragte ich meinen Vater nach der Bedeutung des Bildes. Dieser klärte mich über die antisemitische Darstellung auf.
Ich war schockiert, nicht nur da unsere Familie jüdischer Herkunft ist, sondern vor allem weil einer meiner Mitschüler das Bild gepostet hatte. Und ich fand es sehr traurig, dass so etwas nun für die große Öffentlichkeit zugänglich war.
Erst überlegte ich, den Post bei der Social-Media-Plattform zu melden. Dann entschied ich mich aber, erst einmal mit meinem Mitschüler zur reden. Am nächsten Tag in der Schule erklärte ich ihm die genaue Problematik seines Posts. Er war bereits nach kurzer Zeit einsichtig und löschte den Eintrag.
Bei Problemen das Gespräch zu suchen, kann wirklich etwas bewirken. Deshalb sollte man sich nicht scheuen, höflich Problematisches auch gegenüber Freunden und Bekannten anzusprechen.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Ein Schüler sitzt vor seinem Computer und scrollt durch Posts in seinem Social Media Account.
Sohn (mit erschrockener Stimme und großen Augen auf das Bild einer ekligen Krake blickend): Was ist das denn? (in Richtung Wohnzimmer rufend) Mutti, Vati, was ist das?
Der Vater betritt das Zimmer des Sohnes, beugt sich über dessen Schulter und inspiziert das betreffende Bild.
Vater (besonnen wirkend): Hmm, das ist eine gute Frage, Sohn! Nun, dies ist eindeutig ein antisemitisches Bild, das sich eigentlich nur gegen uns Juden richtet. Da wir auch Juden sind, werden wir davon sehr angegriffen. Guck, das Bild zeigt eine prominente Persönlichkeit, wohl einen Politiker als gierige und schmierige Krake, welche die Erde verseucht und übernehmen will. Das sind aber meist nur Gerüchte und Verschwörungstheorien, die Antisemiten, also Judenhasser über uns verbreiten. Und diese sind meistens nicht wahr. Also (dem Sohn auf die Schulter klopfend) glaube das nicht, Sohnemann!
Sohn (etwas ratlos blickend): Ok, danke! Das werde ich jetzt erst mal reporten! (plötzlich sehr entschieden) Oder nein, ich werd’ morgen erst mal mit Klausi über diesen Mist reden.
Vater (zufrieden lächelnd): Genau, das ist eine gute Entscheidung!
Lektorat: sb