Ein Tagebucheintrag der Klasse 10a des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Bautzen
(Workshop am 12. September 2023)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.
Liebes Tagebuch,
gestern hatten wir in der Schule ein Projekt, bei dem wir etwas über die jüdische Kultur und Religion gelernt haben. Als wir auf dem Schulhof saßen und gerade Bilder zu jüdischen Festen gemalt haben, kam eine ältere Frau vorbei.
Sie hat durch den Zaun gesehen, was wir malen, ist zu uns gekommen und hat uns beschimpft, wobei sie vor allem „Juden“ als Schimpfwort benutzte. Wir hatten alle Angst vor der aggressiven Frau und wussten nicht, was zu tun ist.
Wir waren völlig verunsichert, weil wir ohne Grund verbal angegriffen wurden. Zum Glück hat uns unsere Erzieherin sofort geschützt und die Polizei gerufen. Wie müssen sich jüdische Mitmenschen fühlen, die einfach nur ihre Religion leben wollen?
Wie sich die Szene auf dem Schulhof abgespielt hat…
Mehrere Kinder sitzen auf dem Schulhof und malen Bilder. Im Unterricht ging es um jüdische Feste. Eine ältere Frau kommt an dem Schulhof vorbei und schaut mit schiefem Blick auf die Bilder. Mit bedrohlichen Gesten kommt sie auf die Kinder zu.
Ältere Frau (laut schreiend): Ihr verdammten Juden! Euch braucht hier keiner!
Kind (verängstigt): Was ist denn mit der los?
Die Erzieherin sieht von ihrem Klassenbuch auf und geht sofort dazwischen.
Erzieherin (mit strengem Blick): Guten Tag! Warum schreien Sie die Kinder an? Und überhaupt, was haben Sie denn bitte gegen jüdische Menschen?
Die ältere Frau murmelt mit finsterer Miene etwas vor sich her, weicht aber langsam zurück. Nur undeutlich versteht die Erzieherin weitere antisemitische Beleidigungen.
Erzieherin (laut und scharf): Wenn Sie so weiter schimpfen, rufe ich die Polizei! Sie und Ihr Antisemitismus sind eine Schande für Deutschland. Haben Sie denn nichts aus der Geschichte gelernt?
Die alte Frau fährt fort, die Kinder antisemitisch zu beschimpfen.
Erzieherin: Wie kommen Sie dazu, so eine Hetze zu verbreiten und dazu noch den Kindern Angst einzujagen? Verlassen Sie sofort das Schulgelände!
Die alte Frau besteht darauf, auf dem Schulgelände zu bleiben und ihre „Meinung“ äußern zu dürfen. Schließlich ruft die Erzieherin die Polizei, weil die Frau nicht gehen will.
Polizistin: Guten Tag! Was ist passiert?
Erzieherin: Heute führen wir einen Projekttag gegen Antisemitismus durch und dafür haben sich die Kinder für ein Rollenspiel verkleidet. Plötzlich kommt die Dame hier auf sie zu und beschimpft sie antisemitisch.
Polizistin (zur alten Frau): Ist die Darstellung richtig?
Abermals murmelt die Frau etwas, dass früher alles besser gewesen sei. Die Polizistin versucht, sie zu beruhigen – vergeblich.
Polizistin (zur Lehrerin): Gut, dass Sie uns gerufen haben. Möchten Sie Anzeige erstatten?
Erzieherin: Selbstverständlich.
Die Polizistin nimmt die persönlichen Daten auf und führt die ältere Dame anschließend ab. Die Erzieherin setzt sich zu den Kindern und redet mit ihnen. Sie fragt, wie es den Kindern gehe, und erklärt, warum es so schlimm war, was die Frau gesagt hat.
Redaktion: NR, TM.