Streit unter Freunden

Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse des Christlichen Gymnasiums „Rudolf Stempel“ in Riesa (Workshop am 11. Januar 2024)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Liebes Tagebuch,

heute hatten wir im Freundeskreis Streit. Mickey hat in unsere WhatsApp-Gruppe geschrieben, dass Juden bescheuert sind und Schuld an der Situation der Welt sind und dann noch als Beleg einen Artikel mitgeschickt. Ich fand das super sinnlos und echt daneben. Das ist halt einfach komplett antisemitisch.

Aber ich habe mich nicht streiten wollen und deswegen die Situation erstmal ignoriert. Marie, Roland und Mickey haben sich aber voll gestritten. Ich habe dann versucht alle zu beruhigen und vor allem Mickey die Situation zu erklären.

Nach einer Weile hat er tatsächlich eingesehen, dass er gar nicht beurteilen kann, ob Juden tatsächlich Schuld sind an der Situation in der Welt und dass man solche Dinge nicht leichtfertig sagen darf, vor allem wegen des Holocausts und den ermordeten Juden. Das war ein anstrengendes Gespräch, aber jetzt fühl ich mich ziemlich gut, dass ich etwas bewegen konnte, in Mickey zumindest.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Mickey – postet antisemitischen Artikel  
  • Ronald und Jenny – sind erbost und streiten sich mit Mickey  
  • Jenny – versucht, die Situation zu entspannen und mit Mickey zu sprechen   

In einem Wohnzimmer sieht man Jenny auf dem Sofa liegen. Ihr Handy klingelt. Es ist eine Nachricht in einer Gruppe von Freunden. Mickey, ein Junge aus der Nachbarschaft, hat einen Artikel gepostet. In dem Artikel geht es um die Situation in der Welt und warum Juden an allem Schuld sind.

Mickey: Schaut mal, die verdammten Juden sind an allem Schuld! Gierige Kindermörder!

Marie: Sowas kannst du doch nicht sagen, Mickey! Hör auf, sowas in unsere Gruppe zu posten, ich will damit nichts zu tun haben!

Ronald: Ich stimme Marie zu. Sowas gehört hier nicht rein und ist vor allem total antisemitisch. Wenn du damit nicht aufhörst, dann lösch ich dich aus dieser Gruppe!

Mickey: Ihr habt doch einen Knall. Man kann doch die Augen nicht vor der Wahrheit verschließen.

Es geht noch ein Weilchen zwischen den drei Freunden hinterher. Jenny liest in ihrem Buch weiter und hat das Handy erstmal zur Seite gelegt. Nach einer Weile nimmt sie es wieder in die Hand und liest die Nachrichten. Dann entschließt sie sich zu versuchen, die Situation aufzulösen und vor allem Mickeys Meinung zu hinterfragen.

Jenny: Leute, seid doch ein bisschen netter zueinander. Aber Marie und Roland haben schon recht, Mickey. Sowas solltest Du nicht leichtfertig verbreiten. Du hast ja keinerlei Beweise dafür, oder? Du kennst doch nicht mal einen Juden?

Mickey: Nein, kenne ich nicht.. aber der Artikel gibt doch gute Beispiele.

Jenny: Naja, der Artikel behauptet Dinge und beschreibt eigentlich nur Theorien. Du solltest sowas nicht einfach so verbreiten. Gerade in dieser Hinsicht ist es wichtig, besonders vorsichtig zu sein. Du weißt doch noch, dass wir den 2. Weltkrieg und die versuchte Vernichtung der Juden erst letztens in der Schule hatten und du doch auch genauso geschockt warst? Solche Dinge fangen durch sowas an, glaube mir!

Mickey: Mhm.. Ja, du hast schon recht. Die Stunde zum Holocaust hat mich wirklich geschockt. Ich weiß nicht, wieso ich das gerade vergessen habe. Ich fand den Artikel so überzeugend.

Jenny: Ja, das kann ich verstehen, aber trotzdem ist es wichtig, vorsichtig zu sein, auch unter Freunden.

Mickey: Ja… sorry, Leute, kommt nicht wieder vor!