Relativierung des Holocausts

Ein Tagebucheintrag der 9c/d des Gymnasiums Burgstädt
(Workshop am 21. November 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Was passiert ist…

Eine große Menschenmenge demonstriert in der Innenstadt.

Demonstrierende: Ehrt die Opfer des Holocausts! Es starben Menschen wie du und ich.

Antisemitin (laut): Na und? Es herrschte doch sowieso Überbevölkerung.

Demonstrierende: Die Opfer hatten Familien. Sie hatten Gefühle. Sie waren Menschen. Sie hatten Rechte.

 Handelnde Personen:  

  • Demonstrierende  
  • Antisemitin  
  • Streitschlichter  

Antisemitin: Mancher Müll musste halt raus, ne?

Demonstrierende: Wie kannst du nur so etwas Menschenfeindliches sagen? Du willst doch auch nicht, dass deine Familie auf einmal weg ist!

Die Antisemitin zerreißt das Plakat der Demonstrantin, auf dem „Ehrt die Opfer des Holocausts“ steht.

Streitschlichter: Beruhigt euch mal. Jeder hat seine eigene Meinung. Ihr müsst eure Meinungen akzeptieren.

Die Demonstrantin kann nicht glauben, dass die streitschlichtende Person versucht, die Aussagen „Ehrt die Opfer des Holocausts“ und den Vergleich von jüdischen Menschen als Müll, der „aussortiert“ werden muss, als ebenbürtige Meinungen gleichzusetzen, die gleichermaßen akzeptiert werden sollen.

Die Entmenschlichung der Opfer und das Gutheißen dessen, was man ihnen im Nationalsozialismus angetan hat, kann nicht akzeptiert werden, wenn man Menschenrechte unterstützt.

Die Demonstrantin gibt der „Streitschlichterin“ und der Antisemitin zu verstehen, dass das, was sie machen, nicht in Ordnung ist.


Liebes Tagebuch,

ich habe gerade an einer Demo für die Erinnerung an den Holocaust und die Würdigung der Opfer teilgenommen. Dort habe ich jemand im Hintergrund gehört, die ihre Meinung lautstark ausdrückte. Ihr war es egal, dass sechs Millionen Juden und Jüdinnen während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten und ihren Kollaborateuren ermordet wurden. Sie hat die Opfer entmenschlicht, indem sie sie als „Müll“ bezeichnet hat und war der Meinung, dass das, was ihnen angetan wurde, richtig war. Wie kann man nur so etwas denken?

Das empfand ich als unglaublich erschreckend. Den Holocaust nicht als Katastrophe für jüdische Menschen anzuerkennen, ist unverzeihlich. Ich kann es nicht fassen, dass es in dieser Generation Menschen gibt, die so denken und so viel Hass gegenüber ihren Mitmenschen verspüren. Ich habe mit der Frau diskutiert und habe die Person ignoriert, die versucht hat, unseren „Streit“ zu schlichten. So etwas ist keine Meinung, die man akzeptieren kann. Nicht nur die antisemitische Person, sondern auch der Versuch, zwischen uns zu schlichten, verharmlost, was gesagt wurde. Ich nehme mir vor, solche antisemitischen und empathielosen Aussagen weiterhin nicht zu akzeptieren und mich dagegen auszusprechen.

Redaktion: EH.