Nach der Schule

Ein Tagebucheintrag einer 10. Klasse des Gymnasiums Brandis
(Workshop am 25. Oktober 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Liebes Tagebuch,

heute haben ich und meine Freundin gesehen, wie ein junges Schulmädchen beschimpft wurde, weil sie Jüdin ist. Da waren wir aber schockiert!

Zwei andere Mädchen meinten, sie wäre Schuld, dass Kinder sterben. Das hat die arme sehr traurig gemacht, das habe ich gesehen.

Wir sind dann hingegangen und haben versucht, ihnen zu erklären, dass dieses Mädchen nichts mit Israel zu tun hat. Hoffentlich haben sie das verstanden.

Und hoffentlich hat das arme Mädchen verstanden, dass sie nichts dafür kann.

Ich dachte, in Deutschland könnte man heute ohne Probleme Jude sein. Es macht mich traurig, dass das wohl nicht so ist.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Mia – Jüdin  
  • Leni – Schülerin  
  • Emma – Schülerin  
  • Tourist 1  
  • Tourist 2  
  • Oma 1  
  • Oma 2  

Die Schule ist aus. Mia kommt aus dem Schulgebäude und will zur Bushaltestelle gehen. Da sprechen sie zwei Mädchen an.

Leni (aggressiv): Ey, ich hab gehört, du bist Jüdin?

Mia (eingeschüchtert): Ähh, ja, wieso?

Emma (zu Leni): Krass, sie gibt das auch noch zu.

Leni (zu Mia): Ja, was macht ihr Juden in Gaza? In Palästina? Häh?

Mia (verteidigend): Ich mache da gar nichts, was wollt ihr von mir?

Es kommen zwei Touristen vorbei, die mitbekommen haben, was Leni gesagt hat.

Tourist 1: Lol, eine Jüdin, guck mal.

Tourist 2: Ihre Nase ist gar nicht so groß, was da los?

Die beiden gehen weiter.

Mia (trotzig): Was wollt ihr denn alle von mir?

Zwei Omas kommen vorbei und kriegen mit, was los ist.

Oma 1 (tröstend zu Mia): Na, meine Kleine. Mach dir mal nicht solche Sorgen. Du kannst da nichts für. Die sind einfach dumm.

Oma 2 (wütend): Und ihr (zu Leni und Emma) solltet schlau genug sein, das zu verstehen: Dieses Mädchen hier hat nichts mit Israels Politik zu tun! Lasst sie in Ruhe!

Leni (genervt): Boah, ist ja gut. (zu Emma:) Lass gehen.

Leni und Emma gehen davon. Die beiden Omas versuchen, Mia zu trösten.