Mut zum Notruf

Eine Szene der Klasse ASH 22 des Beruflichen Schulzentrums „Julius Weisbach“ in Freiberg (Workshop 31. Mai 2024)


Hinweis: Die folgende Szene und der reflektierende Tagebucheintrag basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Person 1  
  • Person 2  
  • Person 3  
  • Polizist 1  
  • Polizist 2  

Drei Personen flanieren durch Chemnitz. Wie üblich führt sie ihr Weg auch dieses Mal an der Chemnitzer Synagoge vorbei, in deren Nähe mehrere Stolpersteine in Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus in den Boden eingelassen sind. Eine der drei Personen bleibt irritiert stehen.

Person 1: Wartet mal. Mich beschleicht das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt. 

Person 2 (verwundert): Was ist denn los?

Person 1: Naja, irgendwas stimmt doch mit den Stolpersteinen nicht. 

Person 3, die zwischenzeitlich auch stehengeblieben ist, tritt nun näher an die Stolpersteine heran und stößt einen Laut der Verwunderung aus. 

Person 3: Seht mal, hier fehlt einer! 

Person 1: Stimmt! Sieht fast so aus, als hätte ihn jemand entfernt. 

Person 2: Und offenbar hat die Person das auch mit den anderen Steinen versucht. Schaut euch mal die Kratzspuren an. Der Name hier ist kaum noch zu lesen!

Person 3: Das müssen wir sofort zur Anzeige bringen. So etwas darf die Stadt nicht einfach durchgehen lassen. 

Person 2: Meinst du wirklich? Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir lieber die Finger davon lassen. Am Ende versuchen die noch, uns das in die Schuhe zu schieben.

Person 1: Ja, lasst uns lieber weitergehen, solange uns noch niemand gesehen hat. Wenn wir ganz ehrlich sind, dann betrifft uns das doch sowieso nicht. 

Person 3: Halt! Das ist ganz klar eine antisemitisch motivierte Aktion. So etwas möchte ich in meiner Stadt nicht haben. Macht, was ihr wollt, aber ich werde jetzt definitiv die Polizei rufen. 

Person 3 wählt den Notruf. Nach kurzer Zeit erscheint ein Streifenwagen und zwei Polizisten steigen aus. 

Polizist 1: Guten Tag. Haben Sie die Polizei gerufen?

Person 3: Ja, genau. Ich war das. 

Polizist 2: Was genau ist vorgefallen?

Person 2: Sehen Sie, hier hat jemand einen Stolperstein aus dem Boden gelöst und geklaut. 

Person 1: Und die anderen wurden offensichtlich mutwillig beschädigt.

Die Polizisten inspizieren die Steine und machen einige Fotos. 

Polizist 1: Das sieht sehr nach Sachbeschädigung aus. 

Polizist 2: Moment, ist hier nicht auch die Synagoge in der Nähe?

Person 2: Ja, wir sind gerade daran vorbeigelaufen. Das sind keine zwei Minuten zu Fuß. 

Polizist 1: Wir haben also Grund zu der Annahme, dass es sich hier um eine antisemitisch motivierte Straftat handelt. Das ist eine ernste Sache. 

Polizist 2: Sie haben jedenfalls richtig gehandelt, als sie die Polizei gerufen haben. Nur durch sensible und aufmerksame Bürgerinnen und Bürger werden solche Taten künftig vermieden werden können.