Ein Tagebucheintrag einer 8. Klasse des Gymnasiums Wilsdruff
(Workshop am 9. November 2023)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.
Was passiert ist…
Wir befinden uns auf einem Schulhof. Es ist gerade große Pause und fast alle Schüler sind draußen. Am Rande des Schulhofs sieht man Alexa, die sich auf dem Weg zurück ins Schulgebäude befindet. Zwei andere, größere Kinder nähern sich ihr.
Lena (brüllend): Wie siehst Du denn aus?!
Jonas (angewidert): Ey, geh wieder nach Israel! Du Scheißjude.
Lena und Jonas schubsen Alexa, sodass sie hinfällt. Diese ist erschrocken, denn sie hat die beiden nicht kommen sehen. Sie schaut ängstlich hoch. Lena und Jonas brüllen die am Boden liegende Alexa weiter an.
Lena: Du bist so hässlich, verschwinde von hier, du verdammter Jude.
Jonas: Ja genau, verpiss dich, wir wollen Dich hier nicht.
Alexa beginnt leise zu weinen, versucht sich mit den Händen zu schützen, bleibt aber am Boden liegen.
Emily und Hannah haben die Szene beobachtet. Erschrocken drehen sie sich um und laufen ins Schulgebäude. Im Schulgebäude laufen diese zu ihrer Klassenlehrerin und berichten vom Vorfall.
Emily: Frau Schänzle, kommen Sie schnell! Zwei ältere Schüler mobben Alexa und beschimpfen sie als Jüdin.
Fran Schänzle (entsetzt und ungläubig): Wie bitte?!
Hannah: Sie müssen ihr helfen. Die sagen ihr, dass sie wieder nach Israel verschwinden soll und haben sie geschubst. Sie liegt auf dem Boden!
Frau Schänzle hat sich wieder gefangen und läuft nun los auf den Schulhof. Hannah und Emily folgen ihr. Frau Schänzle rennt zu Alexa, die immer noch auf dem Boden liegt. Die beiden älteren Kinder, Lena und Jonas, hören zwar auf, als sie die Lehrerin sehen, laufen aber nicht weg.
Frau Schänzle (laut und streng): Lena und Jonas, hört sofort auf damit! Was ist denn in euch gefahren? Kommt sofort mit zur Schulleitung! Jetzt!
Widerwillig folgen Lena und Jonas Frau Schänzle ins Schulgebäude. Als die beiden älteren Schüler weg sind, beugen sich Emily und Hannah zu Alexa, helfen ihr auf und versuchen, sie zu trösten. Diese weint leise. Emily und Hannah legen ihr den Arm um die Schulter und gehen mit ihr zu einer nahe gelegenen Bank, damit sie sich beruhigen und von dem Schreck erholen kann.
Liebes Tagebuch,
Oh mein Gott! Heute ist in der Schule auf dem Schulhof etwas wirklich Schlimmes passiert, was mich total erschrocken hat. So was habe ich noch nie erlebt. Und zwar wurde Alexa von zwei anderen Schülern gemobbt und beschimpft, weil sie Jüdin ist. Ich bin mit meiner Freundin zu Frau Schänzle gelaufen, um ihr alles zu erzählen und sie um Hilfe zu bitten. Sie war natürlich genauso geschockt und hat uns erstmal nur angeguckt. Da habe ich gemerkt, wie schlimm dieser Vorfall tatsächlich war! Dann ist sie aber auch auf den Schulhof gelaufen, um Alexa zu helfen. Wir selbst hatten zu sehr Angst vor den beiden Mobbern, um selbst etwas zu sagen. Frau Schänzle meinte, das sei okay, solange man Hilfe ruft.
Redaktion: MH.