Klärung bei der Direktorin

Ein Tagebucheintrag der Klasse FOS 22 der Adolph-Kolping-Schule Plauen
(Workshop am 18. Dezember 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Liebes Tagebuch,

ich wurde heute mit Gegenständen beworfen (mit einem nassen Schwamm, Stiften und noch vielem mehr) und beschimpft. „Dreckige Judensau“ hat Lena zu mir gesagt.

Ich fühlte mich schrecklich und hab das bis jetzt noch nicht verstanden. Warum ist das passiert? Ich wünschte, ich wäre normal und meine Familie hätte keine jüdischen Vorfahren.

Ein Glück mussten wir dann zur Direktorin und sie hat Lena und mich angehört. Danach hat sich Lena bei mir entschuldigt und sie meinte, ab jetzt steht sie immer hinter mir.

Wir sind jetzt beste Freunde und irgendwie bin ich dankbar, dass es so passiert ist. Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute aufgeklärt werden.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Schuldirektorin  
  • Jana – Jüdisches Kind  
  • Herr Schmidt – Vater von Jana  
  • Lena – Mitschülerin von Jana  
  • Frau Müller – Mutter von Lena  

Im Zimmer der Schuldirektorin. Zwei Eltern treten mit ihren Kindern ein. Die Direktorin gibt den Eltern die Hand.

Direktorin: Guten Morgen Frau Müller, guten Tag Herr Schmidt. (nickt zu den Kindern): Kinder.

Alle setzen sich.

Direktorin: Heute gab es einen ganz schlimmen Konflikt bei uns in der Schule. Die Kinder haben sich beleidigt und mit Gegenständen beworfen. Was haben Sie dazu zu sagen?

Frau Müller (abwehrend): So etwas würde mein Kind nie machen.

Herr Schmidt: Ich glaube meinem Kind aber mehr als Ihnen.

Frau Müller: Was soll mein Kind denn gesagt haben?

Jana (leise): „Dreckige Judensau“ hat sie zu mir gesagt.

Alle sind sehr schockiert.

Lena: Das hab ich von ‘nem Freund gehört.

Frau Müller: Und du meinst, das benutzt man dann einfach so?

Lena: Der meinte, das sagt man halt so.

Frau Müller (fasst sich an die Stirn): Darüber reden wir nochmal.

Herr Schmidt: Weißt du eigentlich, wie schlimm das ist, was du gesagt hast?

Lena (zuckt die Achseln): Weiß ich nicht, das hatten wir noch nicht in der Schule.

Frau Müller: Okay, das ist sehr beleidigend für deine Mitschülerin. Da müssen wir noch einmal drüber sprechen. Aber ich möchte auf jeden Fall, dass du dich entschuldigst.

Herr Schmidt (zu Jana): Ist das okay für dich?

Jana: Ja, das würde mir reichen.

Lena (kleinlaut): Entschuldigung. Tut mir sehr leid.

Direktorin (an Herrn Schmidt): Könnten Sie vielleicht noch kurz erklären, warum man so etwas nicht sagt?

Herr Schmidt: Weil Juden seit jeher verfolgt wurden. Für uns ist das extrem verletzend und erinnert an üble Zeiten.

Lena: Das tut mir leid. Dann werde ich Jana von jetzt an versuchen mehr zu unterstützen.

Sie umarmt Jana, beide lächeln sich an.