Im Park

Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse der Freien Schule Schwepnitz (Workshop am 10. Januar 2024)


Hinweis: Die folgende Szene und der reflektierende Tagebucheintrag basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Jüdischer Mann  
  • Antisemitische Frau   
  • Zwei Neo-Nazis   
  • Zwei Zeugen  

Ein Mann mit Kippa geht in einem Park spazieren. Eine Frau beobachtet ihn und geht auf ihn zu.

Frau (geht aggressiv auf den Mann zu): Was willst denn du hier?

Mann: Was meinen Sie?

Frau: Na, was du in Deutschland willst?

Mann: Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Wer soll Ihrer Meinung nicht in Deutschland sein?

Frau: Na, solche Schmarotzer wie du!

Mann: Gehen Sie etwa davon aus, dass alle Männer Schmarotzer sind? Oder etwa Juden?

Frau: Es ist doch klar, was ich meine! Juden sind schuld, dass es hier bei uns immer schlechter wird!

Mann: Achso, Sie sind also antisemitisch und glauben daran, dass alle Juden schlecht sind. Sie haben wohl nicht im Geschichtsunterricht aufgepasst. Ich werde das, was Sie gesagt haben, melden. Das ist Hetze, was Sie hier betreiben!

Es nähern sich zwei Männer, die wie klassische Neo-Nazis aussehen und bedrohlich aussehen. Die Frau erzählt weiter antisemitische Hetze und beleidigt den jüdischen Mann, der in seiner Mittagspause nur spazieren gehen wollte. Glücklicherweise bekommen zwei weitere Menschen im Park alles mit und versuchen den jüdischen Mann vor den Neo-Nazis zu schützen.


Liebes Tagebuch,

ich war heute im Park spazieren, als ich von einer Frau angemacht wurde, dass ich aus Deutschland raus soll. Ich habe schon seit einiger Zeit überlegt, ob ich weiterhin in der Öffentlichkeit meine Kippa tragen soll. Ich habe es bis jetzt immer gemacht, weil ich gläubig bin und stolz bin, jüdisch zu sein. Wieso sollte ich meinen Glauben und meine Kultur verstecken?

Es haben mir schon viele Freunde von ihren schlechten Erfahrungen erzählt… Ich kann nicht glauben, dass es nach dem Nationalsozialismus wieder so ein Problem mit Antisemitismus in Deutschland gibt und ich meinen Glauben verheimlichen muss, um nicht angegriffen zu werden… Es sind beängstigende Zeiten… Glücklicherweise gibt es auch Leute, wie heute, die zu einem stehen und nicht weggucken. Wir wissen ja, was passieren kann, wenn niemand einschreitet.