Holocaustrelativierung auf einer Corona-Demo

Ein Tagebucheintrag einer 10. Klasse des Christlichen Gymnasiums „Rudolf Stempel“ in Riesa (Workshop am 11. Januar 2024)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

Eine Demo gegen die Coronamaßnahmen. Die Demonstranten laufen auf dem Platz umher mit ihren Plakaten.

Demonstranten (rufen immer wieder): Früher war es der Judenstern, heute ist es der Impfpass! Früher war es der Judenstern, heute ist es der Impfpass!

 Handelnde Personen:  

  • Demonstrierende  
  • Passantinnen  

Passantin (den Kopf schüttelnd, zu ihrer Freundin): Meinen die das ernst?

Die beiden Passantinnen suchen das Gespräch mit ein paar Demonstrierenden.

Passantin: Also ich finde ja okay, dass ihr demonstriert. Aber das, was ihr sagt, geht gar nicht. Die Einschränkungen, wenn man ungeimpft ist, dienen dem Schutz der Mitmenschen und haben nichts mit der Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus zu tun. Das ist eine absolute Relativierung des Holocausts und extremst respektlos gegenüber den Opfern!

Demonstrierende: Wir erfahren Diskriminierung als Ungeimpfte! Das ist total ungerecht. Außerdem dürfen wir doch wohl dagegen demonstrieren gegen diese Diskriminierung!

Passantin: Klar können Sie demonstrieren. Da haben Sie ja auch ein Recht darauf. Aber der Vergleich mit der Ausgrenzung, die Juden im Nationalsozialismus erfahren haben, geht gar nicht. Sie können Ihre Situation nicht mit dem Mord an sechs Millionen Juden vergleichen. Vielleicht fällt für Sie der Türkeiurlaub aus. Aber nächstes Jahr können Sie wahrscheinlich wieder fahren.

Demonstrant: Das wollen wir hoffen!


Liebes Tagebuch,

heute beobachteten meine Kollegin und ich eine Querdenker-Demo. Die Stimmung war heiß. Unter den Massen stachen zwei sehr extreme Protestierende hervor, die die Aufmerksamkeit meiner Kollegin und mir auf sich zogen. Sie hielten ein Schild, mit der Aufschrift: „Früher hieß es Judenstern, heute Impfpass“.

Dass man den Holocaust mit dem Impfen gegen einen gefährlichen Virus gleichstellt, das brachte uns aus der Fassung. Aufgebracht stürmten wir zu diesen Personen und stellten klar, dass das nicht geht. Eine Relativierung solcher gewaltsamen Taten, wie die Ermordung von mindestens sechs Millionen Juden, ist undenkbar falsch und darf man nicht einfach so hinnehmen.