Gefährliche Beschmierung

Ein Tagebucheintrag der Klasse 10/4 des Gymnasiums Brandis
(Workshop am 25. Oktober 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Liebes Tagebuch,

heute war eigentlich ein ganz normaler Tag. Ich war mit Freunden unterwegs, wir waren shoppen. Als ich danach nach Hause lief, sah ich, wie zwei Typen Symbole an die Mauer einer jüdischen Grundschule schmierten. Ich habe mich gefragt, was der Stern und der Schriftzug „jüdische Plandemie“ auf der Mauer bedeuten. Ich habe ein Foto davon gemacht und es später meinen Eltern gezeigt.

Sie waren total schockiert, als sie die Beschmierung sahen und haben gesagt, dass sie antisemitisch sei. Sie haben mir erklärt, dass die Idee, dass irgendjemand hinter der Pandemie stecke und dass Juden sie geplant hätten – daher „Plandemie“ – eine antisemitische Verschwörungstheorie ist. Diese geht davon aus, dass „die“ Juden die Welt regieren würden.

Das ist echt eine abstruse Theorie. Aber das dann noch an eine jüdische Schule zu schmieren, finde ich echt schlimm. Das bringt die Menschen dort in Gefahr und ist einfach nur antisemitische Hetze. Ich verstehe nicht, warum Leute so etwas tun.

Ich habe das absolut nicht erwartet. Morgen werde ich dort nochmal vorbeigehen.

Deine Carla

Liebes Tagebuch,

Wie gestern gesagt war ich erneut an der Grundschule. Ich habe mich in der Nähe mit Freunden getroffen und habe ihnen die Beschmierungen gezeigt. Sie meinten wir sollten einen Lehrer der Schule Bescheid geben, was wir dann auch getan haben.

Die Lehrer der Grundschule haben sich bei uns bedankt und gesagt, dass es wichtig sei, dass bei antisemitischen Angriffen auf jüdische Personen oder Institutionen Zeugen nicht wegschauen und darauf aufmerksam machen. Ohne die Solidarität von nichtjüdischen Mitmenschen würden sie noch mehr Angst haben und sich ganz alleine mit solchen Erfahrungen fühlen.

Ich finde, es war eine gute Entscheidung, jemanden Bescheid zu sagen.

Deine Lisa


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Carla  
  • Freunde von Carla  
  • Eltern  
  • Lehrerin  
  • zwei Männer  

Carla war mit ihren Freundinnen in der Innenstadt shoppen. Als sich alle verabschiedeten und Carla auf dem Weg nach Hause war, sieht sie wie zwei schwarz gekleidete Männer mit Kapuzen etwas auf die Mauer an der jüdischen Grundschule des Orts sprayen. Nachdem sie fertig sind, rennen die Männer schnell weg.

Carla (schaut sich die Beschmierung der Mauer näher an): Was bedeutet das bloß? Ich mache mal ein Foto davon und zeige es meinen Eltern.

Zu Hause angekommen zeigt Carla ihren Eltern das Foto.

Carla: Was bedeutet dieser Stern und “jüdische Plandemie”? Wieso haben die das auf die Mauer gesprayt?

Mutter (empört): Das ist ganz schlimm, Carla. Der Davidstern ist ein Symbol des Judentums. Diese Beschmierung unterstellt „den Juden“, dass sie für die Pandemie verantwortlich sind und diese geplant hätten. Das geht auf ganz alte antisemitische Erzählungen zurück, dass Juden die Welt regieren würden.

Vater: Genau! Aber das stimmt natürlich nicht! Da wird eine verrückte Theorie gesponnen, dass die Pandemie geplant war. Und dann werden auch noch „die Juden“ damit in Verbindung gebracht. Das ist totaler Humbug und gefährlich für die jüdischen Personen, die sich in der Schule befinden sowie für alle Juden.

Carla: Wieso das denn?

Mutter: Weil von einem jüdischen bösen Kollektiv ausgegangen wird und damit Menschen Gewalt gegenüber Juden rechtfertigen, weil sie dieser antisemitischen Erzählung zufolge ja böse seien und uns alle kontrollierten.

Carla: Das ist ja wirklich schlimm.

Carla ging am nächsten Tag mit ihren Freundinnen an die Schule und zeigte ihnen die Beschmierung. Einer der Freundinnen schlug vor, dass sie einem Lehrer der Schule Bescheid geben sollten. Carla und ihre Freundinnen taten dies und die Lehrer bedankten sich bei ihnen.

Redaktion: EH.