Auf frischer Tat ertappt

Ein Tagebucheintrag einer 8. Klasse des Gymnasiums Wilsdruff
(Workshop am 9. November 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Was passiert ist…

 Handelnde Personen:  

  • Mädchen 1 – Zeugin  
  • Mädchen 2 – Zeugin  
  • Judith Zuckerbäcker – Hausbesitzerin  
  • David Zuckerbäcker – Hausbesitzer  
  • vermummter Mann – Täter  

Wir befinden uns in einer Straße. Rechts und links sind Ein- und Mehrfamilienhäuser. Zwei Mädchen gehen die Straße entlang. Ihnen fällt ein schwarz gekleideter, vermummter Mann auf. Dieser verhält sich auffällig, schleicht vor einem Haus herum und schaut sich nach rechts und links um. Die beiden Mädchen kann der Mann allerdings nicht sehen, denn diese sind gerade von einem parkenden Auto verdeckt.

Mädchen 1 (flüsternd): Was macht denn der da?

Mädchen 2 (ebenfalls flüsternd): Der ist doch bei unseren Nachbarn im Vorgarten? Der sieht aber komisch ist, mit der Vermummung und so ganz in schwarz gekleidet.

Sie beobachten, wie der Mann nun in den Vorgarten geht und etwas aus der Tasche zieht. Es ist eine Spraydose. Der Mann beginnt, etwas an die Hauswand zu sprühen. In rot steht dort „Scheiß Juden!“.

Mädchen 2: Guck mal, der beschmiert die Wand der Zuckerbäckers! Der hat da „Scheiß Juden“ hingeschrieben! Was sollen wir denn jetzt machen? Sollen wir Hilfe holen?

Mädchen 1 (zögerlich): Naja, weiß ich jetzt auch nicht, es sind ja schließlich auch Juden…

Mädchen 2: Na und?! Es sind doch trotzdem unsere Nachbarn! Ich rufe David und Judith mal an.

Sie holt ein Handy heraus und wählt die Nummer ihrer Nachbarn. Diese kommen kurz darauf aus dem Haus gelaufen. Bestürzt entdecken sie die Schrift an ihrer Hauswand. Der vermummte Mann ist unterdessen schon auf die Straße gelaufen.

Judith (bestürzt): Oh nein!

David (zu den beiden Mädchen): Wer war denn das?

Die beiden Mädchen zeigen auf den vermummten Mann. David läuft ihm hinterher und beginnt, ihn anzuschreien. Der schwarz gekleidete Mann jedoch rennt schnell weg und David kehrt um. Judith ist bei den beiden Mädchen geblieben und wird getröstet. Sie ist völlig aufgelöst, hat die Hände vors Gesicht geschlagen und schüttelt traurig den Kopf. Das andere Mädchen hat den Arm um ihre Schultern gelegt und versucht, sie zu beruhigen. Als David wieder zu der Gruppe zurückkehrt, beschließen die vier, die Schmiererei gemeinsam zu beseitigen und anschließend bei den Zuckerbäckers noch einen Tee zu trinken. Geschlossen gehen sie ins Haus, um Putzsachen zu holen.


Liebes Tagebuch,

heute war ein seltsamer Tag. Ich bin gerade zum Buchladen gegangen, als mir etwas Schreckliches aufgefallen ist. An einem Haus stand eine vermummte Person, die sehr auffällig war. Deswegen bin ich langsamer gegangen und habe sie beobachtet. Auf einmal holte die Person dann eine Spraydose raus und begann, die Wand eines Hauses zu besprühen. Er schrieb „Scheiß Juden“. Ich war völlig entsetzt! So was habe ich noch nie gesehen! Ich wollte gerade zu dem Mann gehen, als ich eine Stimme rufen hörte. Die Nachbarn von nebenan kamen angelaufen und schrien den Mann an. Als auch die Besitzer des Hauses kamen, rannte der vermummte Mann weg. Ich bin immer noch völlig geschockt.

Redaktion: MH.