Das hätte ich von meinen Freunden nicht gedacht

Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse der Freien Schule Schwepnitz (Workshop am 10. Januar 2024)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Liebes Tagebuch,

heute habe ich in meiner Straße auf dem Weg nach Hause an einer Hauswand einen rassistischen Satz gelesen. Da stand: „Wir hassen Juden“. Am nächsten Tag war diese Schmiererei zwar verschwunden, allerdings habe ich dann später auf dem Weg zum Training gesehen, dass an einer anderen Stelle in meiner Wohngegend noch so ein Satz aufgetaucht ist.

Und da habe ich sogar gesehen, wer das war.. es waren tatsächlich Freunde von mir… ich verstehe das gar nicht! Ich hätte von Ihnen niemals so etwas gedacht. Wir sind doch Schulfreunde und sie sind total nett. Ich wusste gar nichts von deren Einstellungen. Diese Schmierereien hat dann auch eine ältere Frau beobachtet und die Polizei gerufen. Die haben meine Freunde dann mitgenommen. Ich habe mich nicht getraut, etwas zu sagen, niemand hat gesehen, dass ich auch da war.

Alles in alles war es wirklich ein doofer Tag.


Wie sich die Szene abgespielt hat…

 Handelnde Personen:  

  • Drei Jugendliche – Täter  
  • Ältere Dame – Zeugin  
  • Zwei Polizisten, die die Jugendlichen festnehmen  

Wir befinden uns in einer Straße eines ruhigen Wohnviertels. Rechts und links stehen Ein- und Mehrfamilienhäuser, bis auf eine Gruppe Jugendlicher und einer älteren Frau ist die Straße leer.

Die Jugendlichen haben Spraydosen dabei und sind gerade dabei, eine Hauswand zu bemalen.

Die ältere Frau sieht das. Sie geht zu den Jugendlichen und spricht diese an.

Ältere Frau: Was machen Sie denn da?!

Einer der Jugendlichen dreht sich um. Man sieht nun auch, dass sie „Wir hassen Juden“ auf die Wand gesprüht haben.

Ältere Dame (geschockt): Was bitte machen Sie denn da?! Sowas können Sie doch nicht schreiben!

Jugendlicher: Das geht sie gar nichts an, gehen sie weiter!

Die Dame holt kopfschüttelnd ihr Telefon heraus und ruft die Polizei. Sie geht ein paar Schritte weiter und wartet auf das Eintreffen der Beamten. Diese kommen auch nach ein paar Minuten. Gemeinsam mit der älteren Frau gehen die Beamten zu den Jugendlichen, die sich keiner Schuld bewusst zu sein scheinen.

Polizist: Was machen sie da? Waren sie das? Das ist Sachbeschädigung und Antisemitismus, beides ist strafbar!

Jugendlicher: Es herrscht Meinungsfreiheit, wir hassen Juden, also dürfen wir das auch sagen.

Polizist: Das dürfen Sie in dieser Form nicht! Das werden Sie beseitigen und außerdem werden Sie eine Anzeige erhalten. Sie kommen mit aufs Revier.

Zusammen mit seiner Kollegin führt der Beamte die drei Jugendlichen zum Auto. Bevor sie wegfahren, notieren sie sich noch die Kontaktdaten der älteren Dame für eventuelle Rückfragen. Sichtlich geschockt geht diese weiter, nachdem das Polizeiauto weggefahren ist.