Beschmierung auf der Hauswand

Ein Tagebucheintrag der Krankenpflegehilfe-Klasse der Adolph-Kolping-Schule in Plauen
(Workshop am 8. November 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Was passiert ist…

 Handelnde Personen:  

  • Lilli Müller  
  • Nachbar  
  • Polizistin  
  • Täterin Johanna Schmitt  

Lilli Müller geht auf ihr Haus zu, als sie eine Person sieht, die ihr Haus beschmiert. Sie hat „Scheiß Jüdin“ auf die Vorderwand ihres Hauses gemalt. Lilli versucht, den Angreifer zu fassen.

Lilli: Hey, was machst du da?

Ein Nachbar kam vom Einkaufen und sah, wie die Person, die Lillis Haus beschmiert hat, wegläuft.

Nachbar (schaut sich die beschmierte Wand an und schüttelt den Kopf): Ich glaube, man sollte die Polizei rufen.

Lilli: Ja, ich mach das mal. (Lilli holt ihr Handy aus der Tasche und wählt die Rufnummer der Polizei). Hallo, hier hat jemand mein Haus beschmiert mit einer antisemitischen Beleidigung. Bitte schauen Sie sich den Tatort an.

Polizist: Okay, wir schicken jemanden vorbei.

Eine kurze Zeit später trifft eine Polizistin ein.

Polizistin: Hallo! Was ist passiert?

Lilli: Mein Haus wurde beschmiert. Sehen Sie?

Polizistin: Wissen Sie, wer Ihr Haus beschmiert hat?

Lilli: Ich weiß nicht, wer es war. Ich weiß nur, dass die Person dort hingerannt ist, als ich kam. (Sie zeigt in Richtung Süden).

Polizistin: Wo sind sie hingerannt?

Lilli: In die Richtung!

Polizistin: Wie sah die Person aus?

Lilli: Blond, eine Frau, Mitte zwanzig, denke ich. Relativ klein.

Polizistin: Gab es noch andere Zeugen?

Lilli: Das weiß ich nicht.

Die Polizistin findet die mutmaßliche Täterin dank den Informationen schnell und konfrontiert die Person.

Polizistin: Sind Sie Johanna Schmitt? Haben Sie Lilli Müllers Haus antisemitisch beschmiert?

Johanna: Ja, das habe ich gemacht. Ich konnte Lilli noch nie leiden.

Polizistin: Dann muss ich sie nun leider aufs Revier mitnehmen. Wir werden ihre Aussage aufnehmen. Lilli Müller hat Anzeige erstattet.

Johanna Schmitt wirkt sichtlich überrascht, folgt aber den Anweisungen. Hätte sie die Konsequenzen geahnt, hätte sie das nicht lieber sein lassen?


Liebes Tagebuch,

als ich heute von der Arbeit nach Hause kam, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Jemand war gerade dabei, auf meiner Hauswand „Scheiß Jüdin“ zu schmieren. Bevor ich die Person fassen konnte, rannte sie weg. 

Dabei identifiziere ich mich noch nicht mal als Jüdin. Ich habe zwar Vorfahren, die jüdisch waren, aber für mich hat das Judentum keine große Bedeutung in meinem Leben. Ab und zu helfe ich bei den jüdischen Kulturtagen in unserer Stadt, aber das war’s.

Ich bin erschüttert von diesem Angriff auf meine Person und fühle mich nicht mehr sicher. Es hat sich herausgestellt, dass ich die Täterin sogar kenne. Ich habe mich sofort an die Polizei gewendet und hoffe, dass die Täterin eine Strafe für die Sachbeschädigung erhält, wenn nicht sogar für Volksverhetzung. Leider gibt es immer noch Menschen, die nicht aus der Geschichte gelernt haben.

Redaktion: EH.