Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse des Christlichen Gymnasiums „Rudolf Stempel“ in Riesa (Workshop am 11. Januar 2024)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.
Liebes Tagebuch,
heute habe ich auf dem Schulhof mit meinem Kumpel Aaron gebetet. Wir saßen am Rand auf dem Boden und haben gebetet, wie wir das öfter machen. Plötzlich kamen zwei Jungs aus unserer Klasse auf uns zu und fingen an, sich über uns lustig zu machen und unseren Glauben zu beleidigen. Ich hatte wirklich große Angst bekommen.
Doch glücklicherweise kam einer unserer anderen Klassenkameraden und rief die Schülerpolizei. Diese konnte uns dann helfen, aus der Situation herauszukommen und nahm die anderen ins Büro des Direktors mit, um dort mit ihnen über ihr Verhalten zu sprechen. Danach war mir die Freude am Beten auch vergangen, wir sind zum Unterricht gegangen und haben versucht, auf andere Gedanken zu kommen. Das hat nur so halb gut funktioniert, ich bin immer noch betroffen von dem, was die beiden mir gesagt haben.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Wir befinden uns auf einem Schulhof. Es ist früh morgens und der Unterricht hat noch nicht begonnen. Zwei Jungs, Aaron und Matthias, sitzen im Fersensitz am Rand des Pausenhofes und sind offensichtlich in ihre Gebetsbücher vertieft. Zwei andere Schüler, Paul und Richard, nähern sich.
Paul: Was macht ihr denn da für bescheuerte Sachen?
Richard: Juden sind so gierige Schweine, ihr müsst Eure Religion doch nicht noch so zur Schau stellen.
Die beiden schauen erschrocken auf. Sie sind aber so überrascht, dass sie zunächst gar nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Es nähert sich Lukas, ein Klassenkamerad, der den Vorfall ebenfalls gesehen hat.
Lukas: Hey, sowas geht gar nicht!
Er holt sein Handy raus und wählt die Nummer der Schülerpolizei. Diese kommt nach einiger Zeit. Lukas erklärt die Situation.
Lukas: Richard und Paul sind ohne Grund auf Aaron und Matthias losgegangen und haben sie beleidigt, weil sie gebetet haben und Juden sind.
Schülerpolizist: Ihr wisst, dass wir so etwas an unserer Schule nicht dulden. Dafür haben wir eine Nulltoleranzgrenze! Gerade im Fall von Beleidigungen und Beschimpfungen des Judentums müssen wir, aufgrund der deutschen Geschichte, besonders aufpassen. Paul und Richard, ihr werdet Euch erst entschuldigen und dann mit mir mit zum Direktor kommen, wo wir den Vorfall aufarbeiten werden.
Richard und Paul (kleinlaut): Entschuldigung.
Der Schülerpolizist nickt zufrieden und nimmt die beiden dann mit ins Schulgebäude, wo sie gemeinsam mit dem Schuldirektor über die vorgefallene Situation und das Verhalten der beiden sprechen werden.
Matthias und Aaren danken Lukas und gehen dann ebenfalls ins Schulgebäude zum Unterricht.