Ein Tagebucheintrag einer 9. Klasse des Gymnasiums Burgstädt
(Workshop am 21. November 2023)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.
Liebes Tagebuch,
heute hat Jeremy, ein Mitschüler, die Schulmauer mit antijüdischer Hetze und einem Hakenkreuz beschmiert. Daraufhin habe ich einen Lehrer geholt, welcher die Polizei gerufen hat.
Die Polizisten klärten Jeremy über sein Vergehen auf. Er bekommt wahrscheinlich eine Jugendstrafe. Er war einsichtig und auch nicht sauer, dass ich ihn verpetzt habe.
Deine Lisa
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Lisa, eine Schülerin, sieht, wie Jeremy, ein Mitschüler, eine Wand auf dem Schulgelände mit einem Hakenkreuz samt judenfeindlicher Parole beschmiert. Sie geht entschlossen auf Jeremy zu.
Lisa: Jeremy, stop, das darfst du nicht! (in Richtung eines Lehrers, der die Aufsicht auf dem Schulhof hat) Herr Schmidt, schauen Sie mal diese Sauerei!
Der Lehrer kommt heran.
Lehrer: Mann, Jeremy, was machst du da?
Jeremy (versucht cool): Was, ich male doch nur!
Lehrer (streng): Nee, lass das sein! (seufzend) Tut mir leid, aber ich muss die Polizei rufen.
Jeremy (überrascht): Nein, nein, bitte nicht!
Lehrer (per Handy telefonierend): Hallo! Einer unserer Schüler hat eine verfassungsfeindliche Schmiererei zu verantworten. Kommen Sie bitte schnell!
Nach etwa zehn Minuten kommt eine Polizeistreife mit zwei Beamten.
Polizeibeamte (zu Jeremy): Guten Tag! Wie heißt du, Junge?
Jeremy (aufgeregt): Äh, ich? Jeremy.
Polizeibeamter: Und wie alt bist du?
Jeremy: Erst vierzehn.
Polizeibeamte (freundlich, aber bestimmt): Oh, Jeremy, das gibt eine Anzeige und Jugendstrafe. Ab vierzehn bist du schon strafmündig! (zum Lehrer) Herr Schmidt, können Sie die Eltern des Jungen verständigen?
Jeremy (schwitzend): Och nö, auch das noch! Tut mir leid.
Während alle auf das Kommen von Jeremys Eltern warten, erläutern ihm die Polizeibeamten die Bedeutung seines Vergehens als Volksverhetzung und Verbreiten von Propagandamitteln einer verfassungswidrigen Organisation sowie das mögliche Strafmaß, z.B. das Ableisten von Sozialstunden in der Gemeinde. Der Lehrer erklärt Jeremy außerdem, dass dessen Name jüdischer Herkunft sei, was dieser noch gar nicht wusste. Jeremy zeigt sich reumütig.
Lektorat: sb