Ein Stern an der Wand

Ein Tagebucheintrag einer 8. Klasse des Gymnasiums Wilsdruff
(Workshop am 9. November 2023)


Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, einen erfolgreichen Umgang mit einem möglichen antisemitischen Vorfall zu zeigen.


Was passiert ist…

 Handelnde Personen:  

  • Alina – Mädchen im Video  
  • Jessica – Mädchen auf dem Sofa  

Im Wohnzimmer liegt ein ca. 14-jähriges Mädchen auf dem Sofa. Sie heißt Jessica. Jessica hat ihr Handy in der Hand und schaut sich kurze Videos auf Instagram an. Auf ihrem Bildschirm sieht man nun ein Mädchen, welches sich selbst vor einer Wand filmt und etwas über ihren Tag erzählt. Es handelt sich um die 15-jährige Alina, die Jessica flüchtig kennt. Hinter Alina sieht man an der Wand einen gemalten Davidstern.

Alina (winkt fröhlich in die Kamera): Hey Leute, ich möchte euch kurz erzählen, was ich so an einem normalen Wochentag wie heute esse…

Alina redet im Hintergrund weiter, während Jessica sich die Kommentare unter dem Video anschaut.

Jessica (murmelt vor sich hin): Was ist das denn? „Scheiß Juden!“, „Verschwindet aus unserer Stadt“, „Von einem Drecksvolk wie den Juden wollen wir keine Essenstipps haben“… Das ist ja furchtbar!

Jessica scrollt weiter, während das Video im Hintergrund automatisch von vorn beginnt.

Jessica: Oh Gott, Alina tut mir so leid, hoffentlich hat sie die Kommentare noch nicht gelesen. Ich werde ihr mal einen netten Kommentar hinterlassen.

Sie beginnt, einen Kommentar zu schreiben und fügt einige Herzen, Sterne und Blumen am Ende hinzu. Dann legt sie das Handy weg, um sich ein Glas Saft aus der Küche zu holen. Als sie nach ein paar Minuten wiederkommt, hat sie viele Benachrichtigungen von Instagram auf ihrem Handy.

Jessica: Oh man, ich hoffe, ich habe jetzt nicht auch Hasskommentare bekommen…

Sie beginnt, die neu hinzugekommenen Kommentare durchzulesen.

Jessica: Oh wie schön, hier haben jetzt noch andere Leute liebe Kommentare hinterlassen und mein Kommentar wurde mit ganz vielen Herzchen markiert!

Sie legt sich wieder aufs Sofa und liest sich erleichtert und zufrieden die neu hinzugewonnenen Kommentare durch. Auch Alina hat Jessicas Kommentar mit einem Herz markiert und sich bei ihr für ihre lieben Worte bedankt.


Liebes Tagebuch,

heute habe ich etwas Schlimmes im Internet gesehen. Ein Mädchen aus unserer Stadt hat ein Video gedreht. Ich kenne sie flüchtig, sie ist super nett. Im Hintergrund, also an der Wand hinter dem Mädchen, war ein Davidstern an die Wand gemalt. Doch darum ging es in dem Video gar nicht, es kann auch sein, dass das Mädchen da nur zufällig stand. Das Schlimme war, dass dieses Mädchen nur wegen des Davidsterns ganz viele gemeine Hasskommentare bekommen hat.

Ich habe mich dann entschieden, ihr einen netten Kommentar zu hinterlassen. Das hat gut funktioniert, denn dann haben auch andere Personen ihr viele nette Grüße hinterlassen. Das war dann zwar noch ein positives Ende, aber die Kommentare vorher wegen des Davidsterns haben mich trotzdem sehr geschockt.

Redaktion: MH.